Als Musikerin in der Selbstständigkeit weiß ich, dass die Frage nach dem finanziellen Wert meiner Arbeit tagtäglich auftaucht. Vor allem in Kreativbranchen scheint es immer noch große Uneinigkeit über Richtwerte für Angebote und Mindestgagen zu geben. Die Preise reichen von Billigstangeboten zu unfassbar niedrigen Löhnen bis hin zu Exklusivangeboten am anderen Ende der Preisliga. Wir alle kennen diese Geschichten nur allzu gut: Ein 10-Personen-Chor, der 150 € für nur 7 Lieder verlangt. Eine 5-köpfige Band, die eine 8-stündige Party am Abend für nur 600 € schmeißt. Oder das Trio, das auf dem Dorffest immer gratis auftritt, weil es ja „so gute Werbung“ ist. Die Frage ist: Wo fängt man an, das ganze aufzuklären? Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung.
Um aufzuschlüsseln, woraus sich mein Preis zusammensetzt, möchte ich transparent aufzeigen, welche Arbeit hinter einem vermeintlich kurzen Engagement steckt. Denn der Preis setzt sich nicht nur aus der Summe aller Spielminuten zusammen, sondern aus vielen weiteren Faktoren.
Zunächst muss ein Termin reserviert werden, was bei besonders gefragten Daten mit höheren Kosten verbunden ist. Dann folgt die Kommunikation im Vorfeld, angefangen bei der Angebotsstellung bis zur Vertragsausstellung, E-Mail-Kommunikation und Telefonaten. Oft nimmt dieser Teil der Arbeit sogar mehr Zeit in Anspruch als die Proben und der Auftritt selbst.
Wenn spezielle Wünsche zur musikalischen Gestaltung geäußert werden, beginnen wir bereits vor der Hochzeitssaison mit dem Einstudieren der Songs, dem Transkribieren und Üben, damit wir mitten in der Saison keinen Stress bekommen und bereits eingespielt sind.
In den Wochen und Tagen vor der Hochzeit finden Proben mit Magdalena und Alessandra statt, die oft zeitaufwändiger sind, als man als Außenstehender vermutet. Hier werden Stücke und Stimmen arrangiert, Einsätze und Abläufe geprobt, um die perfekte Besetzung zu finden und einen Song nicht nur nachzuspielen, sondern auch neu zu interpretieren. Auch hier herrscht eindeutig zu wenig Transparenz, wie viel Zeit und Aufwand hierbei tatsächlich benötigt wird. Man kann hier locker mit einigen Stunden Probenaufwand rechnen.
Am Hochzeitstag selbst beginnt die Arbeit für uns bereits früh morgens, wenn wir unser Equipment aus unseren Wohnungen ins Auto schleppen und uns für Euren großen Tag hübsch machen ;-). Hinzu kommt die individuelle Anfahrtszeit, 1,5 Stunden für Aufbau und Soundcheck. Bedenkt bitte, dass wir Musiker bereits fertig sein müssen, wenn die Gäste eintreffen, daher die lange Zeit.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Leistung, die ihr bezahlt, wenn ihr einen Musiker/eine Musikerin engagiert, aus der Arbeit im Vorfeld, jener am Veranstaltungstag selbst und allgemein immer miteinberechneten Leistungen besteht. Wir Musikerinnen sind oft viel mehr involviert, als man auf den ersten Blick denkt.